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Finanzierungsfalle # 1: Wenn Wachstum zum Problem wird

Unternehmensfinanzierung für mittlere Unternehmen

Es klingt wie ein schlechter Scherz: Ein Unternehmen wächst gesund und gerade deshalb will die Hausbank es nicht finanzieren. Ist aber leider Ernst und gar nicht so selten, wie Sie vielleicht denken.

Die Finanzierungsfalle kann jeden treffen, der seine Unternehmensgründung erfolgreich hinter sich hat und dessen Unternehmen sich gut entwickelt.

In den meisten Fällen entsteht mit diesem Wachstum neuer Finanzbedarf. Zusätzliche Maschinen, zusätzliches Personal, zusätzliche Flächen müssen her. Ganz schnell ist die Liquidität am Limit.

Wer nun zur Bank geht, lernt oft auf die harte Tour, dass er in eine Finanzierungsfalle getappt ist.

Diese Finanzierungsfalle ist selbstgemacht

Grund ist ein eigentlich richtiges Verhalten junger Unternehmer: Sie reinvestieren die „Gewinne“ permanent in die Entwicklung ihres Unternehmens.

Das Problem: Gewinne, die immer wieder in weiteres Wachstum reinvestiert werden, führen dazu, dass die Ertragssituation des Unternehmens nicht mitwächst. Das gilt ganz besonders, wenn es sich um laufende Aufwendungen und nicht um Anschaffungen handelt. Steigende Umsätze führen dann nicht zu entsprechend steigenden Erträgen, zudem nehmen auch Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu.

Der Cash-Flow sieht ebenfalls nicht prickelnd aus. In der Regel wird die KK-Linie strapaziert, Einnahmen werden direkt wieder für Zahlungen verwendet.

Chronische Unterfinanzierung verhindert Wachstum

Fehlende Liquidität schmerzt nachhaltig: Lukrative Aufträge müssen abgelehnt werden, weil die Mittel für die Vorfinanzierung fehlen.

Diese chronische Unterfinanzierung zeigt sich in vielen Branchen, besonders bei Unternehmen mit klassischer Dienstleistung, im Handel, bei Handwerkern oder Projektdienstleistern. Hier werden Waren und Dienstleistungen erst geliefert und dann bezahlt – der Unternehmer finanziert vor.

Oft wird über lange Zeiträume vorfinanziert – mal vier Wochen, mal vier Monate oder sogar noch länger. Dabei sind Skonto, Gewährleistungen, Sicherheitseinbehalte, Zahlungsausfälle noch nicht mal eingerechnet, von der Umsatzsteuer bei GmbHs abgesehen.

Auch alle laufenden Kosten müssen vom Unternehmer vorfinanziert werden. In der Summe kommt man so bei den typischen Margen auf zwei bis sechs Monate an Nettoumsätzen, die fehlen.

Wie löst man das Dilemma?

Unternehmenswachstum muss strategisch geplant und begleitet werden.

Gerade wer schon längst aus der Startup-Phase heraus ist, sollte es sich zur Gewohnheit machen, regelmäßig den laufenden und projektierten Betriebsmittelbedarf zu überprüfen und dessen Finanzierung anzupassen.

Gegenüber einer Betriebsgründung haben Sie nämlich den großen Vorteil, dass Sie komplett fremdfinanzieren können. Ihr Eigenkapital spielt keine Rolle, da es ja bereits in Ihr Unternehmen (re)investiert wurde.

Auch für Unternehmen, die schon längere Zeit am Markt sind, lassen sich öffentliche zinsgünstige Fördermittel einbinden. Unter anderem stehen dazu Liquiditäts- oder Eigenkapitalhilfeprogramme zur Verfügung, die KfW oder Bürgschaftsbanken anbieten.

Tipp 1:

Gehen Sie strategisch vor – Finanzierung ist Chefsache. Planen Sie am besten für die nächsten 12 Monate Ihren kompletten Finanzierungsbedarf. Rechnen Sie konservativ, inklusive sicherem Puffer. Wenn Sie beispielsweise 300.000 Euro mehr Umsatz machen wollen und 6 Wochen vorfinanzieren müssen, kalkulieren Sie 50.000 Euro Finanzierungsbedarf (nicht 37.500 Euro).

Stellen Sie Ihrem Bankberater Ihre Planung sowie die aktuellen Zahlen vor und verlangen Sie einen Betriebsmittelkredit mit moderaten Tilgungsraten. Schlagen Sie ihm auch die Nutzung öffentlicher Förderprogramme oder von Bürgschaften vor.

Tipp 2:

Halten Sie Ihre Buchhaltung jederzeit auf dem aktuellen Stand. Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater ab, Ihnen zeitnah monatliche betriebswirtschaftliche Zahlen und Jahresabschlüsse zu liefern (und liefern Sie ihm im Vorfeld zügig die Belege). Sorgen Sie dafür, dass die Steuerbescheide vor der Frist fertig sind. So können Sie schnell notwendige Unterlagen für eine Bankvorlage einreichen (und erhalten im besten Fall auch noch eine Steuererstattung)

Tipp 3:

Wenn Ihre Hausbank nicht mitzieht, ergänzen Sie diese mit weiteren Finanzierungspartnern. Bleiben Sie dabei sachlich und akzeptieren Sie einfach, dass Ihre Hausbank ein bestimmtes Risiko nicht überschreiten kann. Teilen Sie das Risiko, indem Sie eine weitere Bank ins Spiel bringen. Diese trägt dann das Risiko ausschließlich Ihres zusätzlichen Wachstums und freut sich über eine neue Geschäftsbeziehung.

Unterschätzen Sie nicht den Aufwand

Gerade Unternehmer, deren Unternehmen im dynamischen Wachstum ist, benötigen ihre Zeit fürs Tagesgeschäft.

Dagegen steht der relativ hohe Bedarf an Zeit und Know-how, der nötig ist, um die im individuellen Fall besten Wege der Finanzierung zu ermitteln und zu gehen.

Wenn es Ihnen auch so geht, sollten Sie deshalb rechtzeitig einen kompetenten Berater hinzuziehen. Unter Strich kommt der Sie deutlich günstiger als der Weg in die Finanzierungsfalle.


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